Ein Tagesseminar besteht aus vier Themen à 90 Minuten Dauer (6h Gesamtdauer). Es bohrt die Teilnehmer nicht seelisch an, sondern entwickelt einen Zugriff auf das als Ding unter Dingen Unberührbare.
In der Erotik geht es darum, das zu ergreifen und zu berühren, was noch nicht ist, was bloße Möglichkeit bleibt, darin aber schon Wirklichkeit ist. Die Erotik ist damit ein Danebengreifen, kein Hingreifen und kein Festhalten. Es ist ein Danebengreifen, weil man das berührt, was gar nicht berührbar ist. Berührt wird im Streicheln, Küssen, Fummeln und Reiben das, was in Zeit und Raum erst noch kommen wird.
Die Möglichkeiten werden so zur lustvollen Wirklichkeit. Die Zukunft wird zur Gegenwart, das Gleich zum Jetzt, so wie das Hier zum Dort wird. Wer die erotische Lust hemmungslos durch alle Körperöffnungen schweifen lassen will, findet darin eine gute Formel und betreibt eine Politik der Lust.
Bezeugung ist die große Schwester des Lobs. Wer gelobt wird, der wird in seiner Leistung anerkannt. Wer aber bezeugt wird, der wird in seinem bloßen Dasein bestärkt und bekräftigt. Ein freundlicher Blick reicht zur Bezeugung, zärtlich streichelnde Hände oder aufmerksam gespitzte Ohren. Der Psychotherapeut versteht sich auf das Bezeugen im achtsamen Zuhören, der Hund im treuherzigen Blick und die Erotik in der Berührung. Die sinnliche Bezeugung ist dabei leider aus der Mode geraten, lässt sich aber durch die Philosophie der Beglaubigung, Bekräftigung und Bezeugung wieder in die Erinnerung bringen.
Wenn Muskeln einander berühren, werden sie in ihrer sachlichen Anwesenheit oft entschieden unsachlich. Das passiert so beim Lachen, bei dem Zwerchfell, Bauch und Brustmuskeln zur Lachröhre werden. Beim Lachen strengt man seine Muskeln an, um auszuatmen und hält diesen Atem gleichzeitig immer wieder kurz an. Ein Umsturz im Sektor Humor ist die Folge. Das lässt sich auf Erotik und Sex übertragen, wo die innerleibliche Berührung der Muskeln ein Schlüssel für Sinnlichkeit ist.
Die erotische Berührung ist niemals den Tatsachen verpflichtet. Weder nüchtern noch sachlich, ist sie immer eine phantastische Ausschmückung. Das geht sogar soweit, das mit Lust zu berühren, das gar nicht da ist. Was bloße Vorstellung, Phantasie und reines Vorurteil ist, lässt sich aber durchaus sinnlich erleben.
Beim Sex ist das wohlbekannt, denkt man an die vielen namenlosen Flüssigkeiten, glitschig, schleimig und oft auch stinkend, die man begierig berührt und sich einverleibt. Es ist aber anders als beim Wildschwein, dass sich glücklich im Schlamm von guter Qualität sudelt. Dem Schwein geht es nämlich wirklich um den Schlamm als solchen, während es dem Menschen beim Sex darum geht, Gerüche und Sekrete als willkommenen und neu erfunden Schmutz zu erleben.
Sex. Abkürzungen & Umwege
Broschüre zu den Inhalten des Seminars. Umfang: 60 Seiten.
Auf Anfrage.
Guter Sex beruht darauf, mehr zu berühren als eigentlich berührbar ist. In der erotischen Berührung berührt man die Zukunft als Möglichkeit, die sich als Lust am Kommenden erweist. Ohne diese Möglichkeiten wäre die Berührung nur ein abstandsloses Haut auf Haut. Man berührt die eigene Phantasie (Inkarnation), die Vergangenheit (Oralsex) und die Muskeln untereinander (Orgasmus). Es gibt also stets eine Berührung in der Berührung, die erst zur Lust führt.
Ein kleiner Versuch schafft Klarheit: läuft eine Spinne den nackten Rücken herunter, dann spürt man das Tier vor allem dort, wo es hinlaufen könnte. Es ist nicht so wichtig, wo die Spinne ist. Vor allem zählt es, in welche Körperöffnungen sie hinein krabbeln könnte. All diese gruseligen Möglichkeiten überwiegen dann die direkte Berührung von Haut auf Haut: entscheidend ist das, was kommen kann und befürchtet wird. Die Spinne wird also dort gespürt, wo sie gar nicht ist. Was bei der Spinne Unbehagen auslöst, wird in der erotischen Berührung zur Lust. Dort ist es auch nicht so sehr die direkte Berührung von Haut auf Haut, die etwas auslöst. Es sind die vielen schönen Möglichkeiten. Wo die Berührung noch nicht ist, da ist die Lust. Sie ist in dem, was erst noch kommt, aber noch gar nicht ist. Darin steckt also die Unberührbarkeit der Berührung.
Die Katze ist die einfachste erotische Materie, die man sich vorstellen kann. Mit ihr lassen sich einige Streicheleinheiten durchspielen. Dazu zählt das Missverständnis, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit zu berühren. Die Katze läuft dann schnell weg, weil man sie nur systematisch abtastet. Das direkte Zugreifen, die zupackende Art ist damit ein Danebengreifen, während gerade das geschickte Danebengreifen bei der Katze Eindruck macht. Sie spürt die Berührung da, wo sie noch nicht ist, gleich aber hinkommen wird. So wie die Katze ist auch die Handinnenfläche erotisch talentiert. Fährt man mit einem Finger darüber, so spürt man ein leichtes Kitzeln: die Berührung wird dort gespürt, wo sie gleich erst noch hinkommen wird. Sie ist sich immer voraus, zeitlich und räumlich. Es gibt also eine Lust vom Hier zum Dort, in der man immer einer Spur hinterhergeht. Es handelt sich um ein doppeltes Spiel in der Berührung und im Berührtwerden. Ich berühre und ich werde in mir berührt. Etwas berührt mich aus mir selbst heraus. Spur hinterhergeht. Es handelt sich um ein doppeltes Spiel in der Berührung und im Berührtwerden. Ich berühre und ich werde in mir berührt. Etwas berührt mich aus mir selbst heraus.
Das direkte Zupacken ist eines der großen Missverständnisse in Sachen Erotik. Das zeigt sich ohne zu zögern bei der Lust an der guten Gelegenheit. Diese Lust ist denkbar einfach: greif` zu und du hast einen guten Schnitt gemacht! Ein Liebhaber will dein altes Schrottauto zu einem Liebhaberpreis kaufen? Eine super Gelegenheit – schlag ein! Die erotische Berührung vereinfacht diese Lust an der guten Gelegenheit. Was gleich kommen wird, zeigt sich als sichere Lust und ist damit ein Genuss für sich. Die Erotik macht sich vom günstigen Autokauf oder vom Zufallstreffer frei und schafft ein gutes Verhältnis der Gegenwart zu Zukunft aus sich heraus. In der erotischen Berührung kündigt sich immer schon die gute Gelegenheit des Zugreifens an. Dieses Fenster in die Zukunft als das Gute, das auf der Schwelle steht, ist das Willkommene, das nicht erst ergriffen werden muss, damit es Freude macht. In der erotischen Berührung gibt es so stets einen Überschuss an Zukunft, der sich als glückliche Ahnung des Kommenden zeigt. Wer das genießen möchte, braucht ein praktisches Wissen, was man eigentlich ergreift. Es ist nicht die Sache, sondern die gute Gelegenheit selbst. Sie erneuert sich in der Erotik immer wieder an sich selbst, wenn man nicht auf das Ding, auf den Körper als Sache zurückgreift. Wer das verstehen möchte, kann wieder Anleihen machen: Jeder Kampfsport, ob Boxen, Karate oder Aikido arbeitet mit dieser Vertauschung von Wirklichkeit und Möglichkeit. Das Kommende ist dort die Gegenwart und bringt oft die Lust an der guten Gelegenheit mit sich. Erotik lernt man nicht, man weiß immer schon Bescheid und tut so, als wüsste man alles. Doch kein Sexmeister ist vom Himmel gefallen.